Webinar-Reihe für Kommunen und Netzbetreiber gestartet


Strom- und Gaskonzessionsverfahren sind extrem aufwändig, komplex und zeitraubend geworden. Immer steht auch die Frage nach der Rechtssicherheit des Verfahrens im Raum. Hinzu kommen neue Anforderungen in der kommenden Konzessionsperiode, die aufgrund von Energiewende und Klimaschutz, Digitalisierung und Sektorkopplung sowie angesichts der Trends Demographie und Fachkräftemangel auch in kommunalen Kriterienkatalogen ihren Niederschlag finden werden.

In einer auf fünf Teile angelegten Webinar-Reihe haben Dr. jur. Mirko Sauer (BDO Legal) und Dr. phil. Christof Schorsch (LBD) Orientierung und praktischen Nutzen für die Teilnehmenden der Online-Webinare zugesagt.

Das 1. Webinar am 27.9.2022 traf auf eine hohe Resonanz der Teilnehmenden von Netzbetreibern, Kommunen und öffentlicher Verwaltung, Anwaltskanzleien und aus dem Bereich Dienstleistungen.

Dr. Mirko Sauer hob in seinem juristischen Fachvortrag vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen der Konzessionsvergabe und gleichzeitig die daraus resultierenden Möglichkeiten der Verfahrensgestaltung hervor.

Gemeinden, so Dr. Sauer, befänden sich in der Komplexitätsfalle. Die volle Ausnutzung des Gestaltungsspielraums durch Vermeidung von Detailfestlegungen bei Wertungskriterien könne Komplexität und Fehleranfälligkeit im Verfahrensbrief senken. Gleichzeitig würden dadurch aber die Anforderungen bei der Angebotsbewertung und Begründung der Auswahlentscheidung erhöht. Konkrete Detailfestlegungen bei den Wertungskriterien mögen die Angebotsbewertung und Begründung der Auswahlentscheidung erleichtern. Dabei bestehe wiederum die Gefahr, dass Wettbewerbspotentiale weniger genutzt werden.

Dr. Christof Schorsch zeigte Möglichkeiten einer erfolgreichen Angebotsperformance auf, insbesondere aus Sicht von Netzbetreibern. Dabei bestehe das zentrale Dilemma sowohl der Kommune als auch des Verteilnetzbetreibers darin, dass in der Regel kein Wissen über aktuelle Marktstandards als Vergleichsmaßstab für die eigenen Angebotsinhalte besteht. Netzbetreiber würden vor allem durch jedes verlorene Verfahren und die Einsicht in den Auswertungsvermerk lernen. „Lose-to-win“ stelle jedoch keine Erfolg versprechende Strategie dar, spitzte Schorsch zu.

Vielmehr sollte sich ein Netzbetreiber schon Jahre vor der eigentlichen Bekanntmachung mit der Kommune und mit seinen eigenen Angebotsstandards beschäftigen. Im ersten Schritt sollte die eigene Netzbetriebspraxis analysiert und auf ihre Wettbewerbsfähigkeit hin beurteilt werden. Anhand von Beispielen zeigte er die enge Verknüpfung von „Papierwelt“ (Konzessionsangebot und Netzbetriebskonzept) und „Realer Welt“ (Netzbetriebspraxis und Marktstandards) auf. Am Ende wurden die Grundprinzipien einer erfolgreichen Angebotsperformance zusammengefasst.

Im 2. Webinar der Reihe am 25.10.2022 (15:00 bis 16:30) geht es um Ausschreibung als Konzeptwettbewerb – Rahmenbedingungen, Alternativen und Differenzierungswettbewerb der Netzbetreiber.

Dr. Christof Schorsch

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