Serie Klimaschutz Teil 1 – Die Rolle des Stadtwerks als Treiber und Partner im kommunalen Klimaschutz


Die Demonstrationen von Fridays for Future und die Klimacamps vor den Rathäusern haben Klimaschutz in den politischen Fokus gerückt, bei Bund, Ländern und Kommunen. Mit dem ambitionierten Ziel, die Nettoemissionen auf Null bis 2035 zu senken, steht Fridays for Future für eine radikale Position. In immer mehr Städten wird das 1,5-Grad-Ziel zum wesentlichen Bestandteil der politischen Agenda.

Bisher hatte die Energiewende ihren Fokus vor allem auf emissionsfreien Strom durch den Ausbau der Windkraft, Biomasse und Photovoltaik und die schrittweise Verdrängung der Kohlekraftwerke. Sie fand daher vor allem auf dem Land statt, wo sie Konfliktlinien verursacht, beispielsweise die „Verspargelung“ der Landschaft durch Windkraftanlagen, Zerstörung des Landschaftsbilds durch Stromtrassen und Photovoltaikanlagen, Lärmbelästigung sowie die Flächenkonkurrenz zwischen Energie- und Landwirtschaft.

Die wachsende Bedeutung der wenig bearbeiteten Sektoren Wärme und Mobilität wird den Fokus nun stark auf die Städte richten und dort unweigerlich neue Konflikte schaffen. Klimaschutz, Luftqualität, der Schutz der eigenen Gesundheit im öffentlichen Raum, bezahlbarer Wohnraum, Mobilität und Parkraum, die individuelle Freiheit sind nur eine Auswahl der Aspekte, die miteinander vereinbar sein müssen.

Und von Fridays for Future, den Klimacamps und nicht zuletzt der Politik ins Zentrum der absehbaren Konflikte gesetzt, wird das kommunale Versorgungsunternehmen. Es bekommt allzu oft diese gesamtgesellschaftliche Mammutaufgabe aufgebürdet. Das Stadtwerk verursacht mit seinem Betriebsverbrauch selbst oft nur 2-5% der kommunalen Emissionen unmittelbar selbst. Die übrigen Emissionen können nicht ohne Akzeptanz und Mitwirkung der Kunden beeinflusst werden. Gleichwohl wird das Stadtwerk für diese Emissionen und deren Minderung verantwortlich gemacht. Eine undankbare Rolle.

Abbildung 1: Zuordnung von Emissionen einer Stadt

Deshalb müssen Versorgungsunternehmen bzw. Stadtwerke eine eigene Position zum Klimaschutz vor Ort entwickeln. Die Aufgabe ist dabei nicht, das Stadtwerk zu dekarbonisieren, sondern die Stadt. Denn niemandem ist geholfen, wenn das Stadtwerk zwar emissionsfrei ist, aber die Kunden mit den Füßen abstimmen und zum günstigeren Wettbewerb fliehen.

Die Frage, wie die klimaneutrale oder gar emissionsfreie Stadt aussehen kann, muss vom Ziel her gedacht werden. Nur so können die wirklich wesentlichen Treiber erkannt werden. Statt wertvolle – weil begrenzte – Managementressourcen im Klein-Klein von oft wenig relevanten, aber politisch aufgeladenen Einzelmaßnahmen zu verschwenden, müssen die wichtigen Themen fokussiert werden. Aus der eigenen Position heraus, kann das Versorgungsunternehmen als Experte und Sparringspartner für die Verwaltung auftreten und den Meinungsbildungsprozess der Menschen in der Stadt begleiten. Am Ende wird jeder Mensch betroffen sein, deshalb müssen so viele Menschen wie möglich in diesem Prozess mitgenommen werden. Statt als Bremsklotz und Bedenkenträger wahrgenommen zu werden, wird das Stadtwerk zum Treiber und Partner. Dabei unterstützen wir Sie mit Analyse und Wissen, kreativen Ideen, Meinung und Mut.

Ansprechpartner: Carsten Diermann