Zeit endlich zu handeln - Das entscheidende Jahrzehnt für den Klimaschutz hat begonnen


An diesem Wochenende beginnt die Klimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow. Die Welt wartet auf Antworten der Vertragsstaaten zur notwendigen Nachbesserung der nationalen Klimaschutzbeiträge (NDC), um das 2°C-Ziel des Pariser Abkommens doch noch zu erreichen. Denn laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen steuert die Welt selbst bei vollständiger Umsetzung der bisher von allen Vertragsstaaten eingereichten NDCs auf eine Erderwärmung von 2,7°C bis 2100 zu. Weiterhin sind u.a. Verhandlungen über die Finanzierungszusagen der Industrienationen an Entwicklungsländer und die weitere Ausgestaltung des internationalen Emissionshandels geplant.

Die Agenda verdeutlicht, dass den Industrieländern dabei eine besondere Verantwortung zukommt, denn die weltweite Klimaveränderung ist Realität. Kein NGO, sondern der weltgrößte Rückversicherer Munich RE stellt fest, dass sich seit 1980 die Zahl der jährlichen Naturkatastrophen mehr als verdreifacht hat: vor allem Überschwemmungen, aber auch tropische Stürme und Extremtemperaturen. Konkret heißt dies laut Munich RE:

»Die Emissionen von Treibhausgasen seit Beginn der Industrialisierung sind ganz überwiegend für ansteigende Temperaturen in der Atmosphäre und den Ozeanen verantwortlich. Meereseis und Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt. (…) Insgesamt haben wetterbedingte Naturkatastrophen seit 1980 Schäden von rund 4.200 Milliarden US$ verursacht, beinahe 1 Million Menschen kamen dabei ums Leben.«

Um zu verdeutlichen, wer die Hauptrolle bei den bisherigen Emissionen hatte, gibt es auf carbonmap eine sehr anschauliche Weltkarte. Dort sind die einzelnen Länder nicht in ihrer natürlichen Größe zu sehen, sondern entsprechend ihren CO2-Emissionen von 1850 bis 2011. Diese Karte sagt mehr als tausend Worte. Sicher überrascht nicht die Tendenz, aber das Ausmaß ist erschreckend: Die Industrieländer – darunter auch Deutschland – haben mit einem Bruchteil der Weltbevölkerung den Löwenanteil der historischen Emissionen verursacht. Diese Verantwortung kann uns niemand abnehmen.

Ländergrößen zeigen historische CO2-Emissionen 1850-2011 (Quelle: carbonmap)

Mindestens genauso aufschlussreich ist, wer am meisten unter den Konsequenzen dieser Emissionen leiden muss. Dies zeigt eine weitere Karte von www.carbonmap.org. Hier bestimmt sich die Größe der einzelnen Länder nach der Anzahl der Menschen, die in einem typischen Jahr aufgrund von Überschwemmungen, Dürren oder extremen Temperaturen verletzt, obdachlos oder vertrieben wurden bzw. Nothilfe benötigten. Hier sind die Industrieländer ganz winzig, während Afrika und insbesondere Asien zu Riesen mutieren. Es zeigt sich deutlich, dass die Ärmsten der Welt die Zeche für den Wohlstand der reichen Länder zahlen.

Ländergrößen zeigen Menschen in Notlage aufgrund klimatisch bedingter Auswirkungen (Quelle: carbonmap)

Vor diesem Hintergrund ist es nicht zu viel verlangt, dass die Industrieländer mit eigenem gutem Beispiel auf dem Weg zur Klimaneutralität vorangehen. Genauso ist es gerechtfertigt, entsprechende Beiträge von ihnen zu erwarten, wenn es um die Finanzierung der Klimaneutralität sowie der Prävention und der Folgekosten des bereits unumkehrbaren Klimawandels in den am meisten betroffenen Ländern geht. Dies wäre ein angemessenes Statement aus Glasgow.

Ansprechpartner: Dr. Norman Ruhnke und Ansprechpartner: Ralf Nellen