Kommunen im "Klimanotstand" – Verantwortung und Chance für Stadtwerke


Die Folgen der Klimaerwärmung sind hierzulande insbesondere in den Sommermonaten und in städtischen Ballungsräumen immer deutlicher spürbar.

Infolgedessen hat am 2. Mai letzten Jahres Konstanz als erste deutsche Kommune den Klimanotstand ausgerufen, um damit auf die dramatische Situation aufmerksam zu machen und sich gleichzeitig ambitionierte Klimaschutzziele zu setzen, um die Energiewende voranzutreiben und so den Klimawandel zu bewältigen. Wie in Abbildung 1 deutlich wird, sind seither viele weitere Kommunen gefolgt und dieser Trend dürfte sich in Zukunft fortsetzen, wenn nicht sogar verstärken. Letztlich haben sich auch viele andere Kommunen, die bisher noch keinen Klimanotstand ausgerufen haben, ebenso ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt. Um diese zu erreichen, müssen daher künftig im Interesse der Städte und der Bürger Infrastruktur- und Stadtentwicklung zusammengedacht und besser verzahnt werden.

Abbildung: Kommunen in Deutschland, die bereits den sogenannten „Klimanotstand“ ausgerufen haben, sind grün markiert. ©LBD

Nach unserer Erfahrung benötigen politische Entscheidungsträger für ihre Abwägungen einen fundierten Überblick über Emissionsminderungspotentiale und deren Wirtschaftlichkeit, um auf Grundlage dieser Informationen, Beschlüsse zu Fördermaßnahmen oder ordnungsrechtlichen Eingriffen fassen zu können. Hier sind besonders die Stadtwerke mit ihrer Umsetzungskompetenz als Netzbetreiber und Grundversorger in der Verantwortung, ihr vielfältiges Know-how Hand in Hand mit den Kommunen für die Dekarbonisierung von Strom-, Gas-, und Fernwärmenetzen einzusetzen und den Wandel aktiv voranzutreiben.

Ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen wird durch eine zunehmende Elektrifizierung verschiedener Sektoren geleistet werden müssen. Als Verteilnetzbetreiber sind die Stadtwerke hier gefragt, ihre Netzstrukturen dem steigenden Ausbaubedarf durch die Zunahme von E-Mobilität, PV-Anlagen und Wärmepumpen bedarfsgerecht anzupassen. Ebenso muss die Dekarbonisierung der Gasnetze und des Wärmesektors, insbesondere der Ausbau der Fernwärmenetze angegangen und in enger Kooperation mit den Kommunen geplant werden.

Für die Stadtwerke liegt hierin auch eine große Chance, sich durch aktive Mitgestaltung zahlreiche neue Handlungsoptionen und Geschäftsfelder zu generieren, da die Dekarbonisierung bereits heute zunehmend ihr Kerngeschäft beeinflusst und voraussichtlich in den nächsten Jahren prägen wird.

Durch ihr Wissen und ihre Nähe zu Märkten und Kunden können die Stadtwerke von der Dekarbonisierung finanziell profitieren, indem sie zum Anbieter neuer Lösungen für Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden werden, z. B. zur dezentralen Erzeugung, für emissionsarme Heizungslösungen oder für die Dekarbonisierung von industriellen Produktionsprozessen. Sie sollten daher nicht auf städtische Vorgaben warten, sondern aktiv Einfluss auf die großen Veränderungen der nächsten Jahrzehnte nehmen.

Letztlich wird nur eine konsequente Zusammenarbeit von Kommunen und Stadtwerken in allen Bereichen zum Erreichen der Klimaschutzziele führen und innerstädtische Ballungszentren in Zukunft lebenswert halten.

 

Ansprechpartner: Ralf Nellen