Gehen Sie ruhig weiter, Megatrends gibt’s hier nicht zu sehen


Im Jahr 2019 haben die Strompreise an der EEX massiv nachgegeben. Dabei wurden die Preisrückgänge aus dem ersten Halbjahr bis zum Sommer wieder kompensiert, bevor die Preise dann ab Herbst erneut einbrachen, ohne sich aber wieder zu erholen. Was kann man daraus ableiten? Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns zunächst einmal an, welche Treiber hinter dieser Entwicklung stecken.

In der Grafik sind exemplarisch aus der Perspektive eines modernen Steinkohlekraftwerks die kumulierten Strompreisänderungen für das Jahr 2019 gegenüber dem ersten Handelstag des Jahres am 02.01. abgebildet. Als Treiber sind zudem dargestellt:

  • Brennstoffpreise
  • EUA-Preise
  • Erzeugermargen (incl. variable O&M-Kosten)

Zur Ermittlung der Erzeugermargen, welche die Differenz aus Strompreisen einerseits und Brennstoffpreisen sowie EUA-Preisen andererseits darstellen, wird für jeden Handelstag der Kraftwerkseinsatz für eine Stromlieferung im Folgejahr berechnet.

Abbildung: Entwicklung des Strompreises und seiner wesentlichen Treiber als kumulative Differenz gegenüber dem 02.01.2019 (Quelle: Reuters, LBD-Berechnungen)

 

Folgende Entwicklungen lassen sich ablesen:

  • Die Strompreise verringerten sich im Jahr 2019 um ca. 12 Euro/MWh.

Die einzelnen Treiber trugen dazu folgendermaßen bei:

  • Brennstoffpreise preissenkend ca. 7 Euro/MWh
  • Erzeugermargen preissenkend ca. 6 Euro/MWh
  • EUA-Preise preiserhöhend ca. 1 Euro/MWh

Dass bei fallenden Brennstoffpreisen immer auch die Erzeugermargen unter Druck geraten, ist ein seit Jahren beobachtbares Phänomen.
Dennoch ist es wichtig sich klarzumachen, dass die hier beobachteten Trends kurz- bzw. mittelfristig sind und keine dauerhaften Trends darstellen. Die für die nachhaltige Strompreisentwicklung relevanten Megatrends

  • Kohleausstieg,
  • steigende Stromnachfrage durch Sektorenkopplung,
  • CO2-Regulierung,
  • Marktdesign Stromgroßhandel,
  • Technische Innovation,

sind hingegen in diesen Preisen nicht abgebildet.

Fazit:

  • Kurz- bzw. mittelfristig können die Strompreise sowie deren Treiber durchaus erhebliche Volatilitäten aufweisen.
  • Die Megatrends werden von diesen Preisentwicklungen hingegen nicht reflektiert.

 

Ansprechpartner: Ralf Nellen