Was bedeuten die aktuellen Energiepreise für die Kosten der verschiedenen Heizungstechnologien?


Liebe Leser:innen,

die hohen Energiekosten sind weiterhin eines der beherrschenden Themen. Nächtelanges Ringen der Ampelkoalition um einen Kompromiss beim Entlastungspaket für Bürger:innen machte dies zuletzt nochmals deutlich.

Kund:innen, die aktuell einen neuen Energievertrag abschließen, werden bereits jetzt von den hohen Preisniveaus an den Großmärkten getroffen. Bestandskund:innen werden spätestens im nächsten Jahr deutliche Preissteigerungen erleben. Wohin die Reise bei den Strom- und Gaspreisen gehen kann, haben wir in unserem letzten LBDinsight aufgezeigt.

Die Frage nach der passenden Heizungstechnologie, meist eine Entscheidung für die nächsten 20 Jahre, wird vor diesem Hintergrund wichtiger denn je. Die Politik hat bereits strenge Vorgaben geschaffen, um den Energieaufwand sowie die Emissionen von Treibhausgasen im Gebäudesektor zu senken. Dass die bisherigen Bemühungen noch nicht ausreichen, zeigte der vor kurzem veröffentlichte Bericht des UBA zu den Treibhausgasemissionen in Deutschland. Der Gebäudesektor liegt über den im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmengen. Der Einsatz effizienter und umweltfreundlicher Technologien ist Schlüssel zum Erfolg. Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise könnte das Thema zusätzlich an Dynamik gewinnen, wie unsere folgende Analyse zeigt.

Die Abbildung zeigt verschiedene Heizungstechnologien und deren Jahresgesamtkosten. Basis bildet ein teilsaniertes Einfamilienhaus. Gegenübergestellt werden die Kosten im Jahr 2021, also vor der Preisexplosion an den Energiemärkten, und im Jahr 2022, unter Berücksichtigung der aktuellen Preisniveaus.

Abbildung: Vergleich der Jahresgesamtkosten verschiedener Heizungstechnologien in den Jahren 2021 und 2022, Quelle: BDEW, Verivox, C.A.R.M.E.N, heizoel24.de; LBD-Berechnung, Darstellung LBD 

Auf den ersten Blick ist – wenig überraschend – eine deutliche Steigerung der Jahresgesamtkosten für alle Heizungstechnologien zu erkennen. Die größten Steigerungen weisen Heizungssysteme auf Basis von Erdgas auf, gefolgt von Heizöl und Pellets. Die Kostensteigerungen fallen bei der Wärmepumpe deutlich geringer aus, was dazu führt, dass die Technologie im Vergleich die günstigste Variante darstellt. Der Unterschied zum Heizöl, der zweitgünstigsten Variante im Vergleich, beträgt knapp 1.000 Euro. 2021 wiesen auf Heizöl basierende Heizungssysteme noch die geringsten Gesamtkosten auf. Zurückzuführen ist dies auf die Entwicklung der Brennstoffkosten, die den größten Kostenblock darstellen. Zwar weist die Wärmepumpe die höchsten spezifischen Energieeinsatzkosten auf, der Energiebedarf zum Betrieb der Anlage liegt allerdings um ein Vielfaches unter dem der brennstoffbasierten Technologien. Darüber hinaus fällt auch die relative Kostensteigerung beim Wärmepumpenstrom deutlich geringer aus.

Fazit
Im Lichte der aktuellen Energiepreisentwicklung kommen die (wirtschaftlichen) Vorteile der Wärmepumpe immer stärker zum Tragen. Die Jahresgesamtkosten liegen deutlich unter denen der Vergleichstechnologien. Es ist also davon auszugehen, dass die Verwerfungen an den Energiemärkten den breiten Einsatz der Technologie, vor allem im Neubau, weiter beschleunigen wird.

Heizungstechnologien auf Basis fossiler Brennstoffe werden an Bedeutung verlieren. Für neue Ölheizungen wurde bereits ein Verbot ab 2026 beschlossen. Erneuerbare Energien werden dagegen an Bedeutung gewinnen. Neue Heizungen müssen nach den gestrigen Beschlüssen der Ampel-Koalition ab dem Jahr 2024 auf der Basis von mindestens 65 % erneuerbarer Energien betrieben werden – ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Dies ist nicht nur aus klima- und energiesicherheitspolitischer Sicht geboten. Auch die wirtschaftlichen Vorteile fossiler Heizungssysteme sind unter dem Eindruck der aktuellen Energiepreise wie weggeblasen, wie unsere Analyse zeigt.

Neben dem verstärkten Einsatz der Wärmepumpe, welcher aus technischer Hinsicht vor allem in Bestandsgebäuden Grenzen gesetzt sind, werden auch Biomasse und Solarthermie an Bedeutung gewinnen. Ebenso wird der Ausbau der Fernwärme auf Basis erneuerbarer Energien von entscheidender Bedeutung sein. Wie von uns bereits in früheren Artikeln beschrieben, kann und sollte auch grüner Wasserstoff, insbesondere im Gebäudebestand, eine wichtige Rolle in einem klimaneutralen Wärmesektor spielen.

Ansprechpartner: Falk Pöppel, Research Analyst, LBD-Beratungsgesellschaft und Dr. Norman Ruhnke, Berater, LBD-Beratungsgesellschaft